Bilder. Ich sehe überall Bilder. Mit einer Kamera in der Hand habe ich ständig ein magisches Rechteck vor Augen. Nach Jahrzehnte langem Fotografieren stellt sich dieses ein, um den potentiellen Rahmen eines Bildes abzuschätzen.

Das hat etwas Obsessives. Ein geschultes Auge kann von einem Moment auf den anderen in einen anderen Beobachtungsmodus geraten und sieht nur noch den ominösen Rahmen. Bilder überall. Potentielle Fotos.

Schaufenster, verglaste Gebäudefassaden sind zu meiner Obsession geworden. Im Vorbeigehen an einer spiegelnden Fläche scheint eine Reflexion momentan und flüchtig. Aber nein, sie scheint nicht nur so; sie ist es. Sie erzeugt, bei mir zumindest, ein Bild. Ich will es festhalten. Denn das ist mein Foto. Ich allein sehe es so, wie es mir im Moment erscheint. Es exisitiert ja nicht wirklich. Es ist nur ein virtuelles Abbild der Wirklichkeit. Aber ich kann es als (reales?) Bild festhalten.

Ein Foto ist ein Abbild der Wirklichkeit. Oder doch nicht?

Dieter Möckli